Gemeinsam für eine faire Gebührenordnung und angemessene Honorare

Liebe Kolleginnen und Kollegen, 
liebe Mitglieder der orthonet-NRW,

in den vergangenen Wochen und Monaten ist eine Entwicklung in Gang gekommen, die uns als niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen nicht nur betrifft, sondern auch in besonderem Maße herausfordert. Die Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) wird von der Bundesärztekammer und Vertretern der privaten Krankenversicherungen (PKV) nun durch die Bundesärztekammer mit beispiellosem Eiltempo vorangetrieben. Viele von Ihnen haben sicher bereits die Berichte verfolgt oder sind direkt darüber informiert worden: Eine Anpassung der GOÄ scheint unausweichlich – doch der vorgelegte Entwurf löst bei uns keinesfalls Zustimmung aus. Vielmehr sehen wir uns gezwungen, diese Änderungen entschieden abzulehnen.

Die Novellierung der GOÄ: Kein Schritt nach vorn

Es ist unbestritten, dass eine Überarbeitung der GOÄ längst überfällig ist. Die Honorierung medizinischer Leistungen, insbesondere im Bereich der Privatabrechnung, hinkt seit 30 Jahren der Realität und der Inflation hinterher. Doch was jetzt unter der Führung der Bundesärztekammer und mit Zustimmung der PKV auf den Weg gebracht werden soll, führt keineswegs zu einer angemessenen Vergütung unserer Arbeit. Vielmehr werden weiterhin wesentliche Nachteile, die wir seit Jahren kritisieren, fortgeschrieben und uns sogar Reaktionsmöglichkeiten und Steigerungsmöglichkeiten genommen.

Die aktuelle Novellierung steht im Verdacht, eher die Interessen der privaten Versicherer zu bedienen, während wir als Leistungserbringer erneut zurückstecken sollen. Die geplanten Veränderungen bringen für uns wahrscheinlich keine spürbare Verbesserung der Vergütungssituation, im Gegenteil: In einigen Bereichen drohen sogar zusätzliche Verschlechterungen und Zwietracht in der Ärzteschaft. Wir müssen uns daher geschlossen gegen diese Reform in ihrer jetzigen Form stellen. Es liegt an uns, als Fachärzte ein klares Zeichen zu setzen, dass wir keine unausgegorenen und einseitig zu unserem Nachteil gestalteten Vorschläge akzeptieren werden.

Die Steigerung der EBM-Sätze: Ein indiskutables Ergebnis

Parallel zur GOÄ-Reform ist auch das Ergebnis der Verhandlungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zur Erhöhung der EBM-Sätze inakzeptabel. Die beschlossene Steigerung liegt weit unterhalb dessen, was erforderlich wäre, um die stetig steigenden Kosten in unseren Praxen zu decken. Die Inflation, die steigenden Energiekosten, der zunehmende bürokratische Aufwand und nicht zuletzt der Fachkräftemangel belasten uns niedergelassene Ärzte und unser bestehendes Praxispersonal immer stärker. In diesem Umfeld sind die beschlossenen Anpassungen der EBM-Sätze nichts weiter als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Es ist nicht hinnehmbar, dass unsere Arbeit, die hohe Verantwortung und der Einsatz, den wir täglich in der Versorgung unserer Patienten leisten, derart massiv unterfinanziert wird. Die finanziellen Rahmenbedingungen, die uns durch diese Beschlüsse auferlegt werden, gefährden nicht nur die Existenz vieler Praxen, sondern auch die Qualität der Versorgung. Hier müssen wir klare Forderungen formulieren und diesen Missstand laut und deutlich adressieren.

Zeit für gemeinsames Handeln: Wir dürfen nicht nachlassen

Es ist jetzt an der Zeit, dass wir uns gemeinsam Gehör verschaffen. Die orthonet-NRW eG ist eine starke Gemeinschaft, und wir sollten diese Stärke nutzen, um geschlossen gegen die geplanten politischen Schritte vorzugehen. Die Veränderungen, die derzeit im Raum stehen, betreffen uns alle – und sie betreffen auch die Zukunft unserer Praxen, unserer Mitarbeiter und unserer Patienten. Es darf nicht passieren, dass wir diese Entwicklungen tatenlos hinnehmen.

Wir müssen uns in den kommenden Wochen und Monaten intensiv in die Diskussion einbringen und klar Position beziehen. Es braucht den Druck einer vereinten Fachärzteschaft, um sowohl in der GOÄ-Novellierung als auch bei den EBM-Verhandlungen substanzielle Verbesserungen zu erreichen. Lassen Sie uns gemeinsam ein Zeichen setzen, dass wir nicht bereit sind, unfaire und nachteilige Regelungen einfach hinzunehmen. Wir haben das Recht, für eine gerechte Vergütung unserer Arbeit zu kämpfen – und dieses Recht sollten wir entschlossen und lautstark einfordern.

Schlusswort: Jetzt aktiv werden

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Zeit des Zögerns ist vorbei. Wir müssen jetzt aktiv werden und uns mit Nachdruck für unsere Interessen einsetzen. Die nächsten Wochen und Monate werden entscheidend sein, um die Weichen für die Zukunft unserer Praxen und unseres Berufsstandes zu stellen. Lassen Sie uns zusammenstehen und gemeinsam unsere Stimme erheben. Denn nur wenn wir geschlossen auftreten, können wir die politischen und gesellschaftlichen Akteure dazu bringen, unsere Forderungen ernst zu nehmen.

Ich appelliere an jeden von Ihnen: Engagieren Sie sich in Ihrem berufspolitischen Umfeld, bringen Sie sich aktiv in die Diskussionen ein und machen Sie deutlich, dass wir uns mit halbgaren Kompromissen nicht zufriedengeben werden. Wir sind es, die tagtäglich im Dienste unserer Patienten stehen – und wir verdienen eine angemessene Wertschätzung und faire Bedingungen für unsere Arbeit.

In diesem Sinne: Lassen Sie uns gemeinsam kämpfen – für eine gerechte GOÄ, für faire EBM-Sätze und für die Zukunft unserer Praxen.

Mit kollegialen Grüßen

Fabian D. von Bergen
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie 
Mitglied des Beirats orthonet-NRW eG

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