Liebe Kolleginnen und Kollegen, alle Reden über das Geld – wir auch. Seit dem 1.März 2024 gilt der neue Tarifvertrag für Medizinische Fachangestellte. Er beinhaltet eine steuer- und sozialversicherungsfreie Einmalzahlung in Höhe von 500€ als Inflationsausgleich und eine Erhöhung der Gehälter, von der vor allem junge Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen profitieren. Die folgende Tabelle zeigt die Tarifgehälter wie sie bis zum 31.12.2023 gültig waren: |
Die Tabelle unten zeigt die neuen Tarife, die ab März 2024 gültig sind: |
Die Tabellen sprechen für sich. Ein(e) Angestellte(r) in den ersten vier Jahren im Beruf erhält von knapp 500€ bis über 600€ mehr im Monat, um ein Beispiel herauszunehmen. Die Mitarbeiter mit langjähriger Berufserfahrung schneiden da deutlich schlechter ab, ca.110-150€/Monat mehr. Auch die Ausbildungsvergütung wurde angehoben, sie beträgt ab dem 01.03.2024: Im 1. Jahr monatlich 965€ anstatt zuletzt 920€, im 2. Jahr 1.045 € (zuletzt: 995€) und im 3. Lehrjahr 1.130€ (bisher: 1.075€). Viele von uns zahlen wahrscheinlich sowieso schon außer- oder übertariflich um gutes Personal finden und halten zu können. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben es verdient vernünftig bezahlt zu werden. Und ohne unsere MFAs geht es nicht. Die Verhandlungen zwischen Ärztevertretern und dem Verband medizinische Fachberufe liefen zu lautlos ab. Ich hatte als Arbeitgeber nicht wirklich mitbekommen, dass der Tarif verhandelt wird und vor allem nicht, um wie viel verhandelt wird. Viele der ärztlichen Kollegen, aber auch MFAs, wussten gar nicht, dass der Verband medizinische Fachberufe e.V. zum Streik aufgerufen hatte. Der Streiktag am 8. Februar dieses Jahres fiel dann auch noch auf Weiberfastnacht und war dadurch im Rheinland komplett untergegangen. Wir als Arbeitgeber hatten keine Chance die Forderungen der MFAs nach mehr Geld auch für unsere Forderungen an Politik und Krankenkassen zu nutzen, um intensiver und nachdrücklicher auf die schlechten Bedingungen in der ambulanten Patientenversorgung hinzuweisen. Auf der Einnahmenseite tut sich da aber beim Praxisinhaber nicht viel: Minimale Erhöhungen von 3,85% im EBM, das bedeutet, dass der Orientierungswert von 11,4915 Cent auf 11,9339 in 2024 gestiegen ist. (Die Notwendigkeit den Wert bis auf die vierte Nachkommastelle anzugeben zeigt schon an, wie erbärmlich sich das Honorar eines Arztes zusammensetzt). Die aus dem EBM erbrachten Leistungen werden dann auch noch nur zu 80% erstattet. Und die GOÄ stagniert seit Jahrzehnten. Einige Kollegen haben sicherlich schon ein Höchstmaß an effizientem Arbeiten und effizienter Abrechnung in der eigenen Praxis etabliert. Ich gehe aber davon aus, dass auch einige unserer Kollegen in der Optimierung noch Luft nach oben haben, da schließe ich mich nicht aus. Daher meine Empfehlung: Tauschen Sie sich untereinander aus. Es ist nachvollziehbar, wenn man sich nicht mit Fremden über sensible Themen der eigenen Abrechnung und Organisation besprechen möchte. Aber sicherlich gibt es im näheren Umfeld eines jeden vertrauensvolle Kolleginnen und Kollegen, mit denen Sie sich Austauschen und Besprechen vorstellen können, um Abläufe oder die Abrechnung verbessern zu können. Auch wie man gutes Personal finden und halten kann, und wie wir unseren Workflow bei knapper Personaldecke aufrechterhalten können. Nutzen Sie die Frequenztabellen, nutzen Sie unsere Wahlleistungsbroschüre als Anregung und tauschen Sie sich über Steigerungssätze bei der Abrechnung nach der GOÄ aus. Welche technischen Tools können in der Praxis sinnvoll eingesetzt werden – welche haben sich vielleicht auch nicht etabliert, sind Fragen die man sehr gut im Kollegenkreis erörtern kann Ich greife hier noch einmal ein Thema aus vergangen Qualitätszirkeln auf „Meine beste Praxisidee“, das sich auch für ein Regionaltreffen anbietet. Und bei dem es um Veränderungen in der eigenen Praxis geht, die zu einer besseren Lebensqualität oder Zufriedenheit geführt haben in welche Richtung auch immer: mehr Freizeit, mehr Umsatz, Kostensenkung etc. Entgegen den großen Ankündigungen von unserem Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach nimmt der Bürokratieaufwand noch weiter zu. Und das vor dem Hintergrund einer schlechten Personalsituation in den Praxen und deutlich erhöhter finanzieller Belastungen. Das eRp und vor allem die eAU haben einen großen bürokratischen Aufwand, den bisher die Krankenkassen zu leisten hatten, auf die Praxen abgewälzt ohne finanziellen Ausgleich. Darüber hinaus scheinen unsinnige Anfrage von Seiten der Krankenkassen, Sozialämter, Sozialgerichten u.ä. Institutionen eher zuzunehmen, als weniger zu werden. Die Bearbeitung solcher, teilweise an Strafarbeit grenzende Anfragen werden zudem miserabelst vergütet. Schilderung aus unserer Praxis: Bei dem hohen Patientenaufkommen in unserer Praxis und gleichzeitig knapper Belegschaft müssen wir in unserer Praxis inzwischen Priorisieren. Und da steht die Patientenversorgung bei uns an erster Stelle. Anfragen können erst dann erledigt werden, wenn Zeit dafür ist. Natürlich stehen wir dabei im Zwiespalt, wir möchten das Vertrauen unserer Patienten nicht verlieren und wir möchten auch nicht, dass unseren Patienten ein Nachteil entsteht, wenn wir Anfragen verspätet oder gar nicht beantworten können. Um auf eine verzögerte Bearbeitung hinzuweisen und auf den Missstand hinsichtlich Arbeitskräftemangels und Ressourcenknappheit aufmerksam zu machen, habe ich folgendes Schreiben formuliert, dass nach Eingang einer Anfrage an die entsprechende Kasse oder Amt geschickt wird, Fax oder E-Mail: Sehr geehrte Damen und Herren, Ihre Anfrage zu Ihrer Angelegenheit Az. ………………. haben wir erhalten. Aktuell erreicht uns ein überdurchschnittlich hohes Aufkommen an Anfragen. Daneben fordert die Politik ein zeitnahe Patientenversorgung ein, so dass wir hier eine Priorisierung vornehmen müssen. Für uns steht aus ethisch-moralischen Gründen die Versorgung der Patienten an erster Stelle. Zu dem erhöht der bestehende Fachkräftemangel die Belastung der Ressource Arzt, so dass die Bewältigung der – entgegen der Ankündigungen von Prof. Lauterbach – zunehmenden Bürokratie an ihre Grenzen stößt. Eine zeitnahe/fristgerechte Bearbeitung Ihrer Anfrage ist uns daher z Zt. nicht möglich. Wir bitten Sie um Verständnis, dass es zu Verzögerungen bei der Beantwortung von Anfragen und Verarbeitungen von Informationen kommt und sind dankbar, wenn Sie von Ihrer Seite dazu beitragen die ausufernde Bürokratie einzudämmen. Mit der Einführung der eAU und des eRps haben wir als Ärzte schon einen erheblichen Schritt zu Gunsten der gesetzlichen Krankenkassen beigetragen. Mit freundlichen Grüßen Da wir uns erst vor kurzem entschlossen haben ein solches Schreiben auf den Weg zu bringen, haben wir bisher noch keine Resonanz erhalten. Der Druck auf uns Ärzte wird von allen Seiten höher. Ich hoffe, wir können ihm standhalten und der eine oder andere wird dadurch motiviert, sich stärker für seine Interessen einzusetzen. Bleiben Sie gesund. Herzlichst Ihr/Euer Markus Stock |